Informationen
Sachgerechter Antibiotikaeinsatz
Die Entdeckung und Entwicklung von Antibiotika war ein Segen für die Menschheit. Antibiotika haben vielen Menschen das Leben gerettet.
Durch zu umfangreichen Einsatz dieser wertvollen Medikamente entwickeln immer mehr Bakterien Resistenzen dagegen und die Antibiotika werden wirkungslos. Das Szenario bei einem „weiter so“ in wenigen Jahren keine wirksamen Antibiotika mehr zur Verfügung zu haben, quasi die „vorantibiotische Ära“ wieder erreicht zu haben, ist leider nicht ganz unrealistisch. Deswegen ist ein verantwortungsvoller Umgang mit den vorhandenen Antibiotika so wichtig.
Arbeitsgruppe Antibiotic Stewardship (ABS-AG)
Die klinik- und sektorenübergreifende Arbeitsgruppe Antibiotic Stewardship (ABS-AG) wurde im Jahr 2016 gegründet und ist Teil des MRE-Netz Rhein-Main. Die Initiative dazu kam von Dr. Teßmann, damals Chefarzt der Abteilung Anästhesie, Intensivmedizin und Schmerztherapie an der BG Unfallklinik Frankfurt am Main.
Bis heute leitet er dieses sehr erfolgreiche „Pilotprojekt mit deutschlandweitem Modellcharakter“ als Vorsitzender.
Mindestens zweimal im Jahr trifft sich die Arbeitsgruppe. Dabei arbeiten die Mitglieder mit ehrenamtlichem Engagement an der großen Themenvielfalt rund um infektionsrelevante Fragestellungen.
Ziele der ABS-Arbeitsgruppe sind:
- Synergien stärken,
- einheitliche Standards und Strukturen zur Infektionsprävention etablieren,
- und vor allem: voneinander und miteinander auf Augenhöhe lernen.
Gemeinsame Fortbildungen helfen dabei, dass alle auf dem gleichen Informationsstand bleiben oder sich weiterentwickeln können. Gut bewährte Abläufe aus anderen Bereichen werden allen Interessierten zugänglich gemacht. So verbessert sich die Behandlungsqualität für die Patienten.
Interessierte können ohne komplizierte Formalitäten an der ABS-AG teilnehmen. Auch niedergelassene Kolleginnen und Kollegen sind herzlich eingeladen, mitzumachen.
Interesse?
Schreiben Sie uns gerne eine E-Mail an abs-ag@outlook.de oder kontaktieren Sie uns über das Geschäftszimmer des MRE-Netzes.
Wir freuen uns auf Ihre Nachricht!
- Stellungnahme der ABS-AG im MRE-Netz Rhein-Main zur Versorgung der Bevölkerung mit Antibiotika, 03.05.2017
- Stellungnahme der Arbeitsgruppe Antibiotic Stewardship (ABS-AG) im MRE-Netz Rhein-Main zum Versorgungsmangel mit Piperacillin/Tazobactam, 15.02.2017
- Stellungnahme der DGKH (Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene e. V.) zum Lieferengpass von Piperacillin/Tazobactam durch Ausfall der zentralen Produktionsstätte in China
Flyer zum verantwortungsvollen Umgang mit Antibiotika
Das MRE Netz Rhein-Main eine Reihe von Flyern für Patienten und Angehörige erstellt, die über den verantwortungsvollen Umgang mit Antibiotika informieren.
Diese dürfen Sie gerne an Patienten und Angehörige weitergeben und in Aufklärungsgesprächen verwenden.
Weniger ist mehr
Antibiotika bei Atemwegserkrankungen

80% aller Atemwegserkrankungen sind durch Viren verursacht, gegen die Antibiotika unwirksam sind
Wenn, dann richtig
Antibiotika bei Harnwegsinfektionen

Der Nachweis von Bakterien im Urin – ohne Beschwerden – ist normalerweise kein Grund für eine Antibiotika-Therapie
Wenn möglich, ohne
Antibiotika bei Ohrenschmerzen

Bei 60% aller Kinder bessern sich die Beschwerden in den ersten 24 Stunden – auch ohne Antibiotika
Weniger ist mehr
Antibiotika bei
Schnupfen

80% aller Atemwegserkrankungen sind durch Viren verursacht, gegen die Antibiotika unwirksam sind
Die Informationsflyer können kostenlos bei unserem Netzwerk bestellt werden.
Publikationen
- Heudorf U, Abdel-Tawab M. Gewässer- und Trinkwasserschutz geht uns alle an. Landesärztekammer Hessen unterstützt die Aktion „Reines Ried“. Hessisches Ärzteblatt 2022; 83: 620 ff
- Heudorf U, Warlich R, Schäfer V, Tessmann R. Antibiotika-Verordnungen in der ambulanten Versorgung in Hessen 2013-2019. Hessisches Ärzteblatt 2020; 81: 610-612.
- Heudorf U. Antibiotika. Zurückhaltender und zielgerichteter Einsatz. Deutsches Ärzteblatt (2016) 114: C 2004.
- Heudorf U, Antibiotikaeinsatz und antibiotikaresistente Erreger in der Praxis. Hessisches Ärzteblatt (2014) 446-449.
Rationale Antibiotikatherapie in der Arztpraxis – RAI Projekt Hessen
Nur durch sachgerechten, verantwortungsvollen Antibiotika-Einsatz – in der Human- und Veterinärmedizin, in Klinik und Praxis – kann die weitere Zunahme antibiotika-resistenter Erreger gebremst werden.
Ein gutes Wissen zu Infektionen, relevanten Infektionserregern, Antibiotika und Antibiotikaresistenzen ist daher unabdingbar, um Antibiotika sicher, sachgerecht und verantwortungsvoll zu verordnen. Um die Patienten sachgerecht zu informieren und zu überzeugen, dass beispielsweise bei Vorliegen eines viralen Infektes Antibiotika nicht sinnvoll, sondern schädlich sind, benötigen Ärzte und Ärztinnen darüber hinaus auch gute Kommunikationsstrategien. Denn Antibiotika werden z.T. auch auf dringlichen Wunsch der Patienten verschrieben oder um auf der sicheren Seite zu stehen bzw. aus Angst vor eventuellen juristischen Konsequenzen bei Nichtbehandlung.
Unserem Netzwerk ist es gelungen, eine aktualisierte Neuauflage (Stand 2020) des bewährten RAI-Projekts der Charité Berlin, für Hessen anzubieten.
Inhalt des Projekts Rationale Antibiotikatherapie durch Information und Kommunikation (RAI), das von der Charité entwickelt und bereits mit Erfolg in einigen Bundesländern angeboten wurde, sind Informationen und Kommunikationsstrategien.
Lernziele des Kurses
- Relevanz einer rationalen Antibiotikatherapie im ambulanten Setting
- One-Health-Aspekte
- Kenntnisse zur Durchführung, Interpretation und Notwendigkeit
mikrobiologischer Diagnostik - Kritische Indikationsstellung für den Start einer antibiotischen Therapie
- Kritische Substanzwahl: „so schmal wie möglich und nur so breit wie nötig„
- Kritische Wahl der Dauer der Therapie: „so kurz wie möglich und nur so lange wie nötig„
Weitere Informationen
Pro Woche ist der Kurs mit einem Zeitaufwand von ca. 2 Stunden kalkuliert. Sie können aber auch nur einzelne Fortbildungsvideos anschauen.
Themen sind neben Grundlagen zur Epidemiologie multiresistenter Erreger und zum Antibiotikaeinsatz, Prinzipien einer rationalen Antibiotikatherapie und Prinzipien der mikrobiologischen Diagnostik, aber vor allem konkrete Empfehlungen zur leitlinien-gerechten Diagnostik und Therapie bei Harnweginfektionen, akuten Atemwegsinfektionen und akuten Durchfallerkrankungen in der Hausarztpraxis.
Der Kurs steht zum Selbststudium zur Verfügung. Ein Zertifikat kann nicht mehr erworben werden.
Fortbildungsvideos
Fortbildungsvideos
Fortbildungsvideos
Fortbildungsvideos
Plakate – RAI Projekt
Um die Bevölkerung intensiver auf das Problem unnötiger und nicht sachgerechter Antibiotikatherapien aufmerksam zu machen, wurden auch die Plakate für das RAI Projekt Hessen überarbeitet.
Sie eignen sich für den Aushang in der Praxis, jeder medizinischen und pflegerischen Einrichtung und Apotheken.
Die Plakate können kostenlos bei unserem Netzwerk bestellt werden.
EVA-Studie – Einflussfaktoren auf die Verschreibung von Antibiotika
Im Jahr 2016 hat das MRE-Netz Rhein-Main hat gemeinsam mit der Landesärztekammer Hessen eine Befragung niedergelassenen Ärzten in Hessen vorgenommen. Gefragt wurde nach der Häufigkeit der Antibiotikaverschreibung, Einflussfaktoren und Verbesserungsvorschlägen.
Es handelte sich um die Wiederholung der bundesweiten Befragung des Robert Koch-Instituts aus dem Jahr 2008. Im Jahr 2016 verordneten die über 6000 befragten Ärzte etwas seltener Antibiotika als noch 2008, sie hatten aber auch häufiger schon Erfahrung mit Antibiotikaresistenzen. Die Daten sind ausgewertet und in einem großen Bericht und verschiedenen Publikationen zusammengestellt.
Weitere Informationen
DEGAM-Leitlinien
S3 Leitlinie




